drain away

26.08. – 23.09.2023
Lynn Gerstmair, Teresa Weißert, Veronika Weber

When something drains away, it disappears completely

Ein Flusslauf aus Vogelperspektive bahnt sich in künstlichen Zackeneinen Weg durch die Ausstellungslandschaft. Geformt vom menschlichenEingriff ist das kontinuierliche Strömen unnatürlich gestaut.Wie ein aufgeblasener Blitz presst er sich voluminös und durchsichtigin den Raum.

When something drains away, it disappears completely

Eine schwarze Asphaltpfütze stopft die Lücken und Risse in dergeometrischen Pflasterung einer Straße von Łódź, einem ehemaligemZentrum der Textilindustrialisierung. Schicht um Schicht stapeln sichdie Böden vor der stillgelegten Fabrik und verdecken immer mehr vondem Ort, auf dem einst Weber*innen auf ihrem Weg zur Arbeit liefen.

When something drains away, it disappears completely

Die nächtliche Szenerie einer verlassenen Bushaltestelle. GefrorenerNebel auf Glas. Ein Verweis auf die, die dort gewartet haben, derenverschwommene Umrisslinien sich nach und nach auflösen, bis sieverschwinden.

Die ausgestellten Arbeiten untersuchen Prozesse des Weichens. Sie
versuchen, diese Momente festzuhalten, zu überspitzen und neu zu
deuten. Zu verschwinden heißt, verdrängt oder verdeckt zu werden,
aber auch, sich einen Weg woanders hin zu bahnen, wie nebenbei,
beharrlich, ruhig oder vehement. Es entstehen Bilder im Dazwischen, ob
in der Bewegung, im Stau oder im Warten. In ihnen machen wir uns breit.

showmeaway

02.06. – 08.07.2023

Mateo Contreras Gallego, Margherita Mazzoni, Amr Nasr, Agrina Vllasaliu

kuratiert von Dagmar Tränkle

Fragen nach den eigenen Wurzeln, nach Heimat, imaginären und konkreten Realitäten – die Idee zur Ausstellung showmeaway entstand aus der Begegnung von Vllasaliu, Nasr, Mazzoni und Contreras Gallego, die sich im Rahmen einer Diskussionsgruppe an der UdK unter Leitung von Dagmar Tränkle ergab.

Resultierend aus den individuellen Biografien offenbarten sich als gemeinsame Klammer Zugehörigkeitsbrüche, die die vier Künstler*innen auf ganz unterschiedliche Weise in unterschiedlichen Medien zum Ausdruck bringen: Nasr inszeniert in seinen Arbeiten den Abschied aus seinem persönlichen Leben, der anders hätte stattfinden sollen. Vllasaliu unterzieht in ihrer Installation Hochzeitstrachten aus dem Kosovo einer Metamorphose, indem sie diese von ihrer ursprünglichen Form und Funktion befreit und sie als technisches Element in eine klingende Struktur verwandelt. Mazzoni stellt durch ihr Spiel mit der italienischen und der deutschen Sprache in der Art konkreter Poesie ihre Texte in ein Spannungsverhältnis zu ihren fotografischen Arbeiten. Contreras Gallegos Fotografie zeigt ein ephemeres und menschenleeres Fotostudio inmitten einer Wüste in Nordkolumbien.

Naked in the Woods

03.03. – 02.04.2023

Calman, Sylvain Gelewski, Elektra Tzamouranis

Der Raum für Sichtbarkeit präsentiert “Naked in the Woods”, eine Ausstellung von und mit Calman, Sylvain Gelewski, Elektra Tzamouranis und jener drei ihre Malerei.
Kuratiert von Cora Lou Gercke kommt aus jeder Position allen voran die Figur – völlig naked in den Woods der Abstraktion, hier berät sie sich wärmstens, denn es ist kalt da draußen – und findet statt.

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The Raum für Sichtbarkeit presents „Naked in the Woods“, an exhibition by and with Calman, Sylvain Gelewski, Elektra Tzamouranis and their painting – curated by Cora Lou Gercke.
From each position, first and foremost the figure emerges – completely naked in the woods of abstraction, here it deliberates warmly, because it’s cold outside – and takes place.

Poster by @eskofier_sonne

ungesagtes / unsagbares

27.01. – 25.02.2023

Miro Boehm, Léni Chons, Vivien Jester, Zahrenar

Ein Druck auf der Brust, ein Ziehen im Nacken, ein verlegenes Lachen, eine Ohnmacht, die das Unsagbare begleitet. Worte, die mir auf der Zunge liegen, mir aber nicht über die Lippen kommen wollen. Ein beklemmendes Gefühl für mich und mein Gegenüber, eine unüberwindbar scheinende Distanz zwischen uns. 

Ist es die Angst vor der Zurückweisung, die uns davon abhält, Dinge auszusprechen? Dabei ist es doch das Unausgesprochene, was uns auf Distanz hält. Was geschieht, wenn das scheinbar Unsagbare ausgesprochen wird? Hat es das Potential, etwas Lebensbejahendes zu kultivieren und Heilung erfahrbar zu machen? Kann das Teilen von Unsagbarem eine tiefere Begegnung ermöglichen und die Verletzlichkeit sich in eine Verbundenheit transformieren? Wie würde sich durch das vermehrte Kommunizieren von Verletzlichkeiten unser Leben, unsere Gesellschaft und unser System verändern? Und wer darf überhaupt etwas sagen?

Etwas sagen oder nicht sagen zu können, ist politisch. Hierzulande zeigt sich Unsagbarkeit oft in zwischenmenschlichen Beziehungen, während sie das Leben von Menschen in Ländern, die eine strukturelle Unterdrückung erfahren, auf gesellschaftlicher Ebene beeinflusst.

Mit dieser Ausstellung möchten wir mit Hilfe unterschiedlicher Ausdrucksweisen unsere Verletzlichkeit offenlegen, Dinge aussprechen, die ungesagt geblieben sind und uns an das Unsagbare heranwagen. Wir möchten dem Unausgesprochenen einen Raum geben und euch dazu einladen, euer eigenes Ungesagtes zu reflektieren.

Dear Nead

18.11. – 17.12.2022

Ana Eloísa Sommer-Madison, Clara da Cruz Mendes, Hannah Lansburgh, Kaddi:H, Lisa Karolin Winzler

Die Künstlerinnen des Kollektivs Please Scream Inside Your Heart präsentieren mit „Dear Need“ ihre dritte Ausstellung, in der sie sich menschlichen Bedürfnissen zuwenden. Während sie Bedürfnisse als den Motor anerkennen, der die Maschinerie des Lebens am Laufen hält, reflektieren sie gleichzeitig über das Verhältnis von Wollen und Brauchen. Welches Bedürfnis versteckt sich hinter einem Begehren? Welche Bedürfnisse sind mit Scham verbunden? Wann wirken sie einschränkend? Wessen Grenzen werden überschritten, wenn sich unterschiedliche Bedürfnisse in die Quere kommen?

eng
With „Dear Need,“ the artists of the collective „Please Scream Inside Your Heart“ present their third exhibition in which they focus on human needs. While acknowledging needs as the engine that keeps the machinery of life running, they simultaneously reflect on the relationship between wants and needs. What need is hidden behind a desire? What needs are associated with shame? When do they have a restrictive effect? Whose boundaries are crossed when different needs get in the way?

REVIEW

07.10. – 05.11.2022

KERAMIK-Ausstellung: Anit Nurzaie, Eli Steinbrenner, Isa Wittmann, Danijela Pivašević Tenner, Léo Faulhaber

Die Ausstellung „review“ schließt an ein Rechercheprojekt an, welches unterschiedliche keramische Traditionen und Positionen in den Blick nimmt. Sie legt einen besonderen Fokus auf die Rolle von gender in Arbeitsprozessen und Rezeption in Kunstgeschichte und Kunstmarkt, sowie die Hinterfragung geschlechtlicher Zuschreibungen, welche die Objekte selbst erfahren. labour von Frauen und anderen marginalisierten Personen und der Wert ihrer Arbeit stehen bis heute in Asymmetrie. Aus der materialgeschichtlichen Betrachtung erzählen die fünf Positionen von diesen Spannungen, versteckten Geschichten und verschwimmenden Mythen. review auf getarnte Zuschreibungen und Ambivalenzen des Sichtbaren. 

Das Rechercheprojekt wurde an der UdK geleitet von Danijela Pivašević-Tenner. 


Enter the Limelight

13.08. – 24.09.2022

Chenxi Zhong, Noi Fuhrer, Petra Darimont, Hanna Kaminski und Donna Fei.
Kuratiert von Nina Lamiel Bruchhaus.

Enter The Limelight legt den Schwerpunkt auf Geschichten und Kunstwerke von FLINTA* und schafft einen historischen Zusammenhang zwischen Positionen aufstrebender Künstler*innen sowie ihren Vorgänger*innen und  Mitstreiter*innen aus der Berliner Stadtgeschichte. Da unser Projektraum im Herzen Charlottenburgs liegt, wird es als Rahmenprogramm eine Stadtteil-Tour zu verschiedenen Orten im Kiez geben, sowie eine Kuratorinnen-Führung im Bröhan Museum.

Die Ausstellung ist eine Kooperation zwischen dem Projektraum Raum für Sichtbarkeit und der jährlich stattfindenden nomadischen Initiative Salon der Unabhängigen. Von Nina Lamiel Bruchhaus während ihres Studiums gegründet, um Ausstellungsmöglichkeiten für aufstrebende Künstler*innen am Beginn ihrer künstlerischen Laufbahn zu ermöglichen, ist dies die mittlerweile vierte Auflage. Es werden ausschließlich Positionen von FLINTA* gezeigt, um eine Plattform zur Vernetzung zwischen den Künstler*innen verschiedener Generationen und Herkunftsländer zu erschaffen und ihre Sichtbarkeit zu fördern.

Zu der Ausstellung fand eine feministische Stadtteil-Führung am 28.08.22 statt.

(* Frauen, Lesben, Intersexuelle, Nichtbinäre, Trans- und Agender Personen)

Bisous XX

16.06.22 – 16.07.22

Kallirroi Ioannidou, Lexia Hachtmann, Oscar Veyrunes, Solveig Schmid

Bisous XX kann die Signatur unter einer kurzen Notiz sein – oder der Gruß am Ende einer oberflächlichen Textnachricht: Man sieht sich, Küsschen links, Küsschen rechts. Oder impliziert die flüchtige Abschiedsformel vielleicht doch mehr Intimität, als es zunächst scheint?

Lexia Hachtmann, Kallirroi Ioannidou, Solveig Schmid und Oscar Veyrunes beschäftigen sich im Rahmen von Bisous XX mit Nähe und Zärtlichkeit im weitesten Sinne: Mal offen und plakativ, mal subtil und unterschwellig.

Titelgebend ist Oscar Veyrunes‘ Installation „Bisous XX“, für die der Künstler Alltagsgegenstände kombiniert, denen Erinnerungen, Hoffnungen oder Wünsche innewohnen. So entsteht ein abstraktes Narrativ: Die Objekte, die Veyrunes in Berlin, Paris, Marseille und Bruchköbel gefunden hat, bringen ihre persönlichen und allgemeinen Geschichten mit sich und ermöglichen eine spielerische Annäherung an Themen wie Konflikt, Bindung, Identität oder Leidenschaft. Etwa dann, wenn nach und nach Rost an einer Metallkette emporsteigt, als wandere er sehnsüchtig seinem Ziel entgegen. Aber was verspricht der Schlüssel, der zwischen den beiden Polen, dem Vorher und dem Nachher, eingefräst ist?

Solveig Schmids Gemälde „more than liquid“ zeigt die Vereinigung zweier Seiten, die miteinander zu verschmelzen scheinen. Wie bei einem ersten Kuss geschieht dabei weit mehr als nur der Austausch von Flüssigkeiten. Gedanken und Sinneseindrücke lassen die Grenzen von Innen und Außen verschwimmen. Aber auch das Material der Leinwand bietet mit seiner natürlichen Farbigkeit eine Fläche, die die Ausdehnung von Ölfarbe und Gegenstand bewirkt. Das intensive Blau wirkt stark vergrößert, wie die Nahaufnahme einer chemischen Reaktion. Vielleicht ist es die Veränderung von Aggregatzuständen oder Materie, die man hier beobachten kann. Oder sogar noch mehr – die Erweiterung der Idee eines reduzierten Farbspektrums.

Kallirroi Ioannidou evoziert mit ihrem Gemälde „Thinker“ und der Skulptur „Interaction“ zwei vermeintliche Gegensätze, die seit jeher bestehen: Kopf gegen Herz, Denken versus Handeln. Trotz ihrer Polarität beziehen sich beide Arbeiten deutlich aufeinander: Die gemalte Figur, die isoliert mit sich alleine zu sein scheint, verschmilzt als Skulptur mit einem anderen Körper. Fast so, als würde die Keramik das fortführen, was die Malerei nur andeutet. Das ist besonders in Zusammenhang mit Ioannidous Praxis bemerkenswert: Die Künstlerin arbeitet skulptural, malerisch und zeichnerisch – wobei diese Phasen aufeinander aufbauen und sich gegenseitig bedingen.

Die vier quadratischen Arbeiten von Lexia Hachtmann sind Teil der Serie „Big fantasies on small canvases“. Die Künstlerin stellt Fantasien dar, die durch das kleine Format leicht verborgen werden könnten. Die Motive sind häufig intim, zeigen Berührungspunkte und Beziehungsmomente. Mal im Tanz oder in der Umarmung, mal auf Abstand oder durch Handschuhe geschützt. Ganz unmittelbar zeigt sich hier die Wechselwirkung von Nähebedürfnis und der damit verbundenen Verletzbarkeit. Hachtmanns Arbeiten erinnern an die Tradition der Boudoirmalerei, in der erotische Miniaturen für private Räume angefertigt wurden. Eine Form von Nähe entsteht aber auch dann, wenn man eng an die Arbeiten herantritt um sie genau zu betrachten.

Nach über zwei Jahren Abstand und Zurückhaltung darf nun umarmt oder geknutscht werden. Wer heute noch küsst oder ans Küssen denkt, sei aber vorgewarnt: Aus einem flüchtigen Kontakt können große Gefühle entstehen. So sang auch schon Sophia Loren 1960: „Zou Bisous Bisous, Zou Bisous, Zou Bisous, means that I love you“

In diesem Sinne: Bisous, wir sehen uns, bis bald. (Text: Julia Meyer-Brehm)

BACKGROUNDNOISE

13.05.22 – 04.06.22
Umut Azad Akkel, Pegah Keshmirshekan, Dana Rabea Jäger, Moana Vonstadl, Zhé Wang

An uncontrolled inner return to the situation,
known primarily from a distance through memory,
nightmares,
panic attacks,
feeling of dullness,
being frozen,
paralysis,
feeling alien in your own body.
A delayed response follows.

Giving up control, 
feeling powerless and angry at the same time.
All there is, is hopeless despair.

Often a traumatic experience cannot be processed cognitively nor consciously. Background Noise is an approach of the artists Umut Azad Akkel, Pegah Keshmirshekan, Dana Rabea Jäger, Moana Vonstadl and Zhé Wang to find a level of communication to describe, discuss, speak about what is happening to us while experiencing trauma, why these experiences can be painful and how it may be possible to channel them through art to help to understand them and ourselves better.

The general definition of trauma is a paradox, a sudden and overwhelming experience of a catastrophic event. However, daily experiences of discrimination, violence, suffering and the subtle and open degradation that come with it also have an imense traumatizing potential. Even though normative patterns of perceptions shape trauma-therapeutic knowledge production, which contribute to the general definition of trauma, there is seldom a level of communication about how it feels to experience and deal with trauma. For individuals everyday struggles can appear as a constant background noise, which one cannot easily escape, due to relationships of power and domination in society. 

How can experiences that have been shaped through time and contact with discrimination, violence and/or catastrophic events, that are resulting in displacment and isolation, be discussed? How can we as artists make parallels to our artistic work visible? How can an inclusive idea of mental health be created rather than finding solutions to overcome trauma in an instant? 

Ablage

01.04.22 – 30.04.22
Nouri Almashhour, Elena Dorn, Milad Nemati, Emma Zimmermann

Die Ablage funktioniert im Büro als Ordnungssystem. Wir verbinden damit Effizienz, Bürokratie und Aktenschränke bis zum Horizont. Seit der Erfindung des Computers verschob sich dieses Aufbewahrungssystem immer mehr in die Sphäre des Digitalen. Mit der Covid-Pandemie bekam das Home Office schließlich eine komplett neue Bedeutung. Alle wichtigen Unterlagen speichern wir heute in der Cloud. Papier ist mittlerweile eines der ineffizientesten und doch charmantesten Speichermedien. Etwas zu Papier bringen bedeutet etwas ausformen, einer Sache Struktur geben. Einen Gedanken oder ein Bild von der abstrakten Ebene in eine körperliche überführen. Eine flüchtige Idee auf das flüchtigste aller Materialien bringen. 

Wir sind umgeben von Papier und ertrinken in ihm. Es ist Überfluss, Mittelmaß und Knappheit. Sobald etwas auf dem Papier verewigt wurde, verabschieden wir uns zumindest gedanklich davon. Wir haben es uns von der Seele geschrieben. Aber Papier ist mehr. Es hilft uns Wissen zu bewahren, zu vermitteln, zu lernen. Gedanken zu sortieren, Sinn herzustellen zwischen Absatz und Formatierung, Pinselstrich und Druckfarbe. Wir formen Komplexes auf dem leichtesten Grund, der doch so viel Bedeutung in sich trägt. Papier erzählt uns die Geschichte kompletter Zivilisationen nach, es lässt uns die Struktur der Zeit erfühlen, den Geruch von Wissen einatmen. 

In unserer Ablage archivieren und sortieren wir, wir sichten und schichten und collagieren einen Raum, dessen Wände zu unserem Papier werden. Wir haben keine „Angst vor dem Papierkram“ (Wolfgang Herrndorf). Wir schaffen ein Ordnungssystem, das mehr als die Dokumentation unserer über die letzten Jahre entstandenen Papierarbeiten darstellt. Unser Archiv von Arbeiten – unsere Ablage – strukturiert den Raum als Erfahrung. (Text + Bild: Elena Dorn) 

Because Of Spring

18.03.22 – 26.03.22
Elke Burkert, Christina Huber, Amira Rafat Kicherer

THEY

28.01.22 – 11.03.22
Marie Salcedo Horn, Tim Leimbach, Vero Hass

THEY – das sind die Anderen. Das sind wir für andere, und manchmal auch für uns selbst. 
Wo liegt die Grenze zwischen dem Eigenen und dem Anderen? 
Und wie gehen wir mit dem Anderen um?
Auf drei unterschiedlichen Ebenen fragen sich Tim, Vero und Marie: 
Was für Beziehungen führen wir mit vertrauten Personen, anderen Wesen und uns selbst? Wie verorten wir uns in diesem Gefüge von Intimität und Unbekanntem und was lassen wir zu? Was sind they und was sind wir? 

Vero Haas
Die Unmöglichkeit eins zu sein
„Meine Arbeit zeigt die Möglichkeit einer Sichtbarmachung: dass wir nicht eines sind und wie wir mit dem ‚they‘ in uns interagieren. Wann immer ich mich selbst wahrnehme, beobachtet ein Teil von mir den anderen. Dieses Andere in mir ist nicht fremd, nur unsichtbar.“

Tim Leimbach
„Die Serie „Das Bild der Mutter“ ist eine persönliche Suche nach dem Vertrauten, aber auch dem Fremden in der Beziehung zu dieser speziellen „Anderen“. Eine Rekapitulation der Veränderlichkeit dieser engen zwischenmenschlichen Bindung im Laufe der eigenen Entwicklung.“

Marie Salcedo Horn
„Sind wir Tiere? Wilde Tiere leben für mich in Freiheit. Befreit von Konventionen, Regeln und Verantwortung. Ich will ein Tier sein. Mich frei beißen. Alle Emotionen immer einfach ungefiltert rauslassen. Schreien, Kreischen, die Zähne zeigen. Aber sind sie wirklich frei? Getrieben vom Überlebenskampf und dem Lauf der Dinge vielleicht ja eher auch nicht.“ 

Inventur / Inventory

Miranda Holmes
28.11. – 19.12.2021, Ausstellung + Winterauktion

Die Arbeiten in Inventur/Inventory zeigen eine Reihe von Gemälden und Zeichnungen aus der Zeit, in der Miranda Holmes zwischen 2017 und 2019 in Berlin lebte. Inventarisiert haben die Werke über zwei Jahre lang gelagert und werden nun erstmalig im Raum für Sichtbarkeit ausgestellt.

Zu sehen sind alltäglich umgebende Dinge bis hin zu einstürzenden Gebäuden und immer wieder die zumeist weibliche Figur, die sich mit ihrer Einsamkeit auseinandersetzt und im Verlauf mit ihrer Umgebung verschmelzt. Unter Verwendung von starken Linien und einer gesättigten Farbpalette untersucht Holmes im Bild, wie sich Körper und Umfeld gegenseitig beeinflussen. Hierbei stellt die Künstlerin immer wieder Fragen an gesellschaftliche Erwartungen an den Körper, Identitätspolitik und das Konzept von Arbeit im patriarchalen Kapitalismus.

Die Werke beruhen weiterhin auch auf Einflüssen von Personen, mit denen Holmes in Berlin in Kontakt stand. Querverbindungen zwischen ihren Arbeiten von damals und heute bestehen weiterhin: Der angespannte Körper, die verschwommene Grenze zwischen Subjekt und Objekt, sowie die Betonung der Eigenständigkeit ihrer zeichnerischen Praxis.

Zur Person:
Nach ihrem B.F.A.-Abschluss an der Pennsylvania State University erhielt Holmes ein Fulbright-Stipendium, um von 2017-18 an der Universität der Künste in Berlin zu studieren. Im Anschluss an das Stipendium blieb Holmes ein Jahr lang in Berlin und arbeitete dort, bevor sie 2019 ihren Master in Fine Arts an der Ohio State University absolvierte. Holmes stellte 2019 eine Einzelausstellung in Das Giftraum aus. Ihre Arbeiten wurden 2021 in die Edition #149 von New American Paintings aufgenommen. Sie hat an mehreren Gruppenausstellungen teilgenommen, darunter in der Olympia Gallery in New York, NY, der Hopkins Hall Gallery in Columbus, OH und im Agora Collective in Berlin, Deutschland. Holmes hat verschiedene Auszeichnungen erhalten, darunter den Ellen Battel Stoeckel Award für die Teilnahme an der Yale Summer School of Art 2016, ein Universitätsstipendium an der Ohio State University und ein Alumni Grant for Graduate Research. Sie wird voraussichtlich im Mai 2022 ihren M.F.A. an der Ohio State University abschließen.

Der Garten im Wald

22.10.2021 – 26.11.2021

Ausstellende Künstler*innen: 
Ingrid Elsa Maria Ogenstedt – Phillip Langer – Aline Schwörer – Nils Blau – Nina Lamiel Bruchhaus 

Graphic Design by Arleta Gebicki

Die Ausstellung Der Garten und der im Wald greift das Verhältnis von Natur und Kultur in der Kunst auf. Es werden Menschen, Tiere, Dinge und Pflanzen thematisiert.

Seit wir denken können ist unser Weltbild von einer zentralen Unterscheidung bestimmt: der zwischen Natur und Kultur. Auf der einen Seite die von Naturgesetzen regierte, unpersönliche Welt der Tiere, Pflanzen und Dinge, und auf der anderen die Menschenwelt mit ihrer kulturellen und individuellen Vielfalt. Diese grundsätzliche Trennung beherrscht unser europäisches Denken und Handeln. Doch diese Trennung ist nicht selbstverständlich. So sind auch Themen wie die Klimaerwärmung, die Bekämpfung von Pandemien oder Fragen ökologisch verantwortbaren Wirtschaftens aktuelle Schnittpunkte zwischen Natur und Kultur. Ebenso lässt sich gegenwärtig eine Rehabilitierung eines „Naturwissens“ erkennen. Diese Annäherung an animistische Weltbilder gilt als Gegenentwurf zu europäischen Denktraditionen, welche sich in ‚rationalistische‘ grenzziehende Kategorisierungen begründet. So setzt sich auch der Titel der Ausstellung gegen das dichotome Denken „Der Garten“ auf der einen Seite „und der Wald“ auf der anderen. Der Veränderungsprozess wird durch das durchgestrichene „und der“ beschrieben und der Garten in den Wald gesetzt.

In den Arbeiten von Nina Lamiel Bruchhaus, Nils Blau, Aline Schwörer, Phillip Langer und Ingrid Elsa Maria Ogenstedt werden die Beziehungen zur Umwelt und Gesellschaft – zur Natur und Kultur sichtbar. In ihren vielfältigen Arbeitsweisen: Keramik, Malerei, Zeichnung, Plastik, … nähern sie sich den Beziehungen und wechselseitigen Abhängigkeiten von Kultur und Natur an.

‘What gets to count as nature? For whom and when?’ – Donna Haraway, ‘Primate Visions’, 1989

I’m an alien

27.08.2021 – 09.10.2021

Im Raum für Sichtbarkeit eröffnete der Salon der Unabhängigen seine 3. Ausstellung: I’m an Alien. Zu sehen waren:

Nina Lamiel Bruchhaus (Kuratorin) – Camillo Ritter – Kaifan Wang – Yeliz Yigit – Witalij Frese

„I ́m An Alien“
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„… das Unbehagen, zwei verschiedenen Welten anzugehören, die schier unvereinbar weit auseinanderliegen
und doch in allem, was man ist, koexistieren.“
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(Didier Eribon – Rückker nach Reims)
.

Zum dritten Mal findet die Ausstellungsreihe „Salon der Unabhängigen“ statt und möchte diesmal dem Gefühl der Fremde auf den Grund gehen. In den Arbeiten von fünf jungen Künstler:innen wird erforscht, wann das Fremde anfängt und wo es aufhört. Wann wird ein Gegenstand, eine Situation oder ein Ort zu etwas und einem mir Bekannten? Wann fühle ich mich fremd und warum? Wann erscheint mir etwas anderes fremd?
Wir können uns fremd fühlen, in anderen Kulturen und Ländern aber auch in sozialen Klassen, deren Codes, Sprache und Habitus wir nicht verstehen. Didier Erbion beschreibt in seinem 2016 erschienen essayistischen Roman Rückker nach Reims, wie fremd es sich anfühlen kann, nach vielen Jahren in sein Herkunftsmilieu zurück zu kehren, welches sich inzwischen unbekannter anfühlt, als die neue Wahlheimat in der Großstadt.
Natürlich kann auch an außerirdisches Leben gedacht werden und die Frage gestellt werden: Gibt es Leben außerhalb unseres Sonnensystems? Eine Frage mit der sich die Menschheit schon fast seit seiner Entstehung zu beschäftigen scheint.

Ausstellungsbilder:

mit Haut und Haaren

09.07.2021 – 20.08.2021

Der Raum für Sichtbarkeit wurde mit der Ausstellung „mit Haut und Haaren“ eröffnet. Zu sehen waren:

Frank Jimin HoppLaura Suryani Thedja Lena Valenzuela

Maria SergaWitalij Frese

Sie alle haben sich ganz und gar, mit Haut und Haaren, der Kunst verschrieben. In der Gruppenausstellung sind von ihnen Malereien und Keramiken zu sehen. In ihren figurativen Arbeiten befassen sie sich unter anderem mit Themen von: Körper, das menschliche Dasein, Rollenbilder, Alltag, Konsum und Gesellschaft. Der Titel der Ausstellung lässt auch Assoziationen zum Phantastischen zu, su wurden Menschen und Tiere in Märchen mit Haut und Haaren verschlungen.
Mit Haut und Haaren sprechen die fünf Künstler*innen über das Leben. Die Haut ist eine empfindsame, fühlbare Grenze zwischen dem Ich und dem Anderen und zugleich Außen- und Innenseite des Körpers. Sie erscheint oberflächlich, doch greift sie tief und vielschichtig in uns. Der Körper und die Haut sind Leinwände, auf denen symbolische Einzelheiten der sozialen Stellung und der persönlichen Identität dargestellt werden. Die Künstler*innen versuchen dem Sein einen (Un-)Sinn zu geben, während die Welt um sie herum zusammenbricht.